Konzeption
In Alt Rehse, wo Mediziner im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie u.a. auf die Euthanasie vorbereitet wurden, sind besondere Einblicke in die Verstrickung der Ärzteschaft in die verbrecherische NS-Ideologie der „Rassenhygiene“ und in die Grenzverschiebung medizinethischer Fragen möglich.
Mit der umfassenden Aufarbeitung der Geschichte der „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ wird ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Medizin im Nationalsozialismus geleistet.
Der Lern- und GeDenkOrt Alt Rehse will nicht nur die Geschichte präsentieren, sondern neue Akzente im wissenschaftlichen, pädagogischen und touristischen Angebot setzen.
So wird er sich auch der Ethik im Gesundheitswesen in Gegenwart und Zukunft widmen. Attraktive Veranstaltungen richten sich im Rahmen der Aus- und Weiterbildung an alle medizinischen Berufsgruppen, überdies an Geschichtsinteressierte und ein breites Publikum. Insbesondere Mitglieder der medizinischen Berufe werden Angebote zur beruflichen Weiterbildung finden. Kulturelle Aktivitäten wie Lesungen, Vorträge und musikalische Veranstaltungen werden das Angebot abrunden.
Der Lern- und GeDenkOrt wird eine Dauerausstellung zur Geschichte und Bedeutung der „Führerschule“, zur DDR-Geschichte des Ortes und thematisch ergänzende Wechselausstellungen bieten. Das Alt Rehser Wissenschaftsforum widmet sich der Medizinethik und NS-Medizingeschichte und begleitet Forschungsprojekte.
Alt Rehse macht die Grenzverschiebung medizinethischer Fragen im 20. und 21. Jahrhundert wie kaum ein anderer Ort deutlich. Hier tauschen sich renommierte Ethiker, Mediziner und Historiker zu Themen wie Stammzellenforschung, Präimplantationsdiagnostik oder assistiertem Suizid aus. In der Schriftenreihe des Wissenschaftsforums erscheinen regelmäßig Studien und Forschungsarbeiten zur Medizingeschichte des Nationalsozialismus. Ein prominent besetzter wissenschaftlicher Beirat begleitet die Forschungs- und Bildungsarbeit in Alt Rehse.
Alt Rehse wird unter anderem vom „Arbeitskreis zur Erforschung der nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘ und Zwangssterilisation“ für Tagungen genutzt, auf denen Fragen der NS-Gesundheitspolitik, der Täterforschung und der Erinnerungskultur diskutiert werden.
Etabliert haben sich seit 2011 die internationalen Ethik-Tagungen in Alt Rehse. Der Lern- und GeDenkOrt Alt Rehse will diese angesehenen Formate fortführen und erweitern.